Faistauer, Anton, Maler und Graphiker (1887-1930)


Eigenhändiger Brief mit kleiner Federzeichnung (Selbstporträt als Soldat) und Unterschrift "Papa", 2 Seiten, kl-4, ohne Ort und Datum (Salzburg, Ende August oder Anfang September 1916). - An seine Familie. "Liebste Mama u. Peter Paul, Ich habe deine beiden Zigaretten-Sendungen u. auch augenblicklich das Paket erhalten u freue mich daß du so fürsorglich für mich bist. Ich bin gestern in die Barake eingezogen bekam aber die Erlaubnis heraußen zu schlafen u. hoffe des weitern die definitive Erlaubnis hiezu zu bekommen. Am meisten wohl ists mir recht wegen des Ungeziefer das mich nicht schlafen läßt. Somit geht es mir gar nicht so schlecht mehr. Heute bin ich schon uniformiert worden u fühle mich gar nicht so schlecht in den Soldatenkleidern. Ich habe auch hier wieder Collegschaft gefunden. Die Angelegenheit mit dem Pressequartier hat augenblicklich ein wenig Zeit. Auch möchte ich gerne warten bis in die Kriegslage eine Klärung u. gewisse Richtung kommt. Ich bin dort nicht viel besser dran als augenblicklich hier. Das werde ich übrigens mit dir mündlich besprechen, wenn du Sonntag kommst. Petzi nimm wohl nur bei gutem Wetter mit. u. fahre gleich ins Hotel Bristol. Hier wird man dir den Weg zu den Baraken zeigen od. auch bin ich da dich zu erwarten. Bis dahin kann ich auch schon besser saludieren u. habe hoffentlich Zeit genug für Euch. Im ganzen geht es hier in der B. bedeutend gemütlicher zu als beim Feldheer. Brauchst dich gar nicht sorgen um mich. Ich strecke mich nach der Decke so weit's geht. Gelegenheit zur Verbesserung meiner Situation wird auch kommen. Vergiß, wenn Petzi kommt den Kautschuck nicht. Magda hat ein Kind bekommen einen - Peter! Ich hab sie noch nicht gesehen da sie im Sanatorium ist. Ich muß jetzt in der(!) Barak laufen. Da ich heraußen essen durfte. Petzi umarme ich u sage ihm daß ihn der Papa sehr lieb hat u sich freut wenn er mitkommt. Ich küsse Euch beide recht herzlich. Wenn du an Frau Reichel Arenbergschlössel, Arenbergstrasse 1 Kilo Mehl u. 1/2 Butter schicken kannst, so tu's, wenn nicht geht dann nicht. Ich hab nichts versprochen, aber schon 2 mal dort gegessen. Lebt wohl auf Wiedersehen / Brief Hotel od. Einj Freiw. Inf. Reg 59 Ersatzkomp. 9 Barake 11 / Euer treuer Papa". - Geringfügig knittrig, kleiner Einriss am oberen Rand; die Federzeichnung etwas durchschlagend.

Das k.u.k. Infanterieregiment "Erzherzog Rainer" Nr. 59 war während der Zugehörigkeit des Landes Salzburg zur österreichischen Monarchie (1816-1918) das Salzburger Hausregiment. Seit 1899 in der neuerbauten Kaserne in Salzburg-Lehen untergebracht, wurde es im August mobilisiert und war dann mit etlichen militärischen Aktionen am Ersten Weltkrieg beteiligt. Faistauer machte ab 28. August 1916 bei der in Garnison gebliebenen Ersatzkompanie Dienst ohne Waffe, bis er im Juli 1917 vom Heeresmuseum "zur besonderen Verwendung" übernommen wurde. Dort organisierte er gemeinsam mit Egon Schiele Kriegsbilderausstellungen und konnte sich künstlerisch wieder frei entfalten.

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