Lloyd, Österreichischer


Eigenhändiger Brief des deutschen Schriftstellers Friedrich von Bodenstedt (1819-1892), 3 Seiten, in-8, Triest, 6. 7. 1848, geringfügig altersfleckig. - Bodenstedt, der damals nach wechselnden Verhältnissen einen Posten als Hauptredakteur des "Journals" des Österreichischen Lloyd in Triest gefunden hatte, schildert einem Freund die Schifffahrtsgesellschaft und ihrer Einrichtungen. "... Der Lloyd ist wirklich eines der großartigsten Institute der Welt. Vierzehn Menschen arbeiten fortwährend an den drei hier erscheinenden Journalen; ein und dreißig eigene Dampfschiffe unterhalten die Verbindungen mit den Küstenländern des Mittelländischen-, des Marmara- und des Schwarzen Meeres; aus Odessa, Trapezunt, Constantinopel, Athen, Alexandrien, kurz, aus den bedeutendsten Hafenplätzen laufen täglich durch unsere eigenen Capitains und Couriere frische Berichte ein, wovon die wichtigsten im Auszuge schon bis Mittag gedruckt sein müssen; in einem 60 Fuß langen und 20 Fuß breiten Lesesaal liegen die Zeitungen der wichtigsten Länder der Welt ausgebreitet; 2 Schnellpressen sind vom Morgen bis zum Abend in fortwährender Arbeit; in drei großen Sälen arbeiten unausgesetzt 40 Drucker, Setzer und metteurs en page; 4 Directoren, welche wieder eine Menge Secretaire, Factoren, Cassiers &c. unter sich haben, leiten die verschiedenen Zweige der Geschäfte, der Eine die Schiffahrt, der andere die Bank, der dritte die Presse, der vierte die Consularangelegenheiten. Von den Tausenden welche durch den Lloyd ihren Unterhalt finden, sind alle zeitlebens gesichert; es besteht nämlich eine vor kurzem gegründete Pensionsanstalt, wozu Jeder nach Maßgabe seiner Einnahmen beisteuern muß, nämlich von jedem Gulden 1 Kreuzer. Dafür erhält jeder im Lloyd Angestellte nach 10 Jahren ein Drittheil, nach 20 Jahren zwei Drittheile seines Gehalts als Pension. Die Gründung dieser Anstalt, wie manches andere Großartige, hat man dem einen der Directoren H. v. Bruck, denselben welchen ich in Frankfurt besuchte, zu verdanken; wie verlautet wird H. v. Bruck bei der Bildung eines deutschen Ministeriums zum Marineminister ernannt werden ...". Im Herbst 1848 übersiedelte die Redaktion des "Journals" und mit ihr Bodenstedt nach Wien, wo der Schriftsteller die Oktoberrevolution miterlebte; nach einem Wechsel der politischen Linie der Zeitung legte er seine Stelle nieder.

Zur Biographie Bodenstedts ausführlich ADB 47, 44-67. - "H. v. Bruck": Karl Ludwig von Bruck (1798-1860), deutscher Kaufmann, später österreichischer Minister und Botschafter in Konstantinopel. Der Empfänger des Briefes konnte von uns nicht ermittelt werden.

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