Eigh. Brief mit Unterschrift, 1 Seite auf Doppelblatt, in-8, ohne Ort (Wien ?), 8. 7. 1866. - "Hochgeehrter Herr Collega! Ich erlaube mir, hiemit den Überbringer, meinen Schulcameraden Dr. H. Hirschfeld bei Ihnen einzuführen und Sie zu bitten, Sie möchten Ihren Einfluß dahin geltend machen, daß er in einem der Verwundeten- oder andern Militärspitäler seine Verwendung finde. Mit Hochachtung Ihr ergebenster Rokitansky". - Geringfügig gebräunt und fleckig, das leere zweite Blatt mit Ausrissen am Oberrand (Montagespuren).
Der Brief ist fünf Tage nach der Schlacht bei Königgrätz geschrieben, bei der über 7.500 Soldaten fielen und über 14.500 verwundet wurden. Rokitansky selbst stammte ebenfalls aus Königgrätz, studierte in Prag und Wien Philosophie und Medizin und erhielt 1844 den ersten Lehrstuhl für Pathologische Anatomie an der Universität Wien. Der bedeutende Mediziner leitete gemeinsam mit dem Internisten Josef von koda und dem Dermatologen Ferdinand von Hebra den Übergang von der naturphilosophisch orientierten zur naturwissenschaftlich basierten Medizin ein ("Zweite Wiener Medizinische Schule") und hatte Führungspositionen in verschiedenen Institutionen inne. Im Jahr der Abfassung des Briefes wurde Rokitansky, der sich als überzeugter Humanist auch mit Fragen der medizinischen Ethik beschäftigte, zum Vizepräsidenten der Akademie der Wissenschaften gewählt, 1869 zu ihrem Präsidenten. Kaiser Franz Joseph berief ihn 1867 ins Herrenhaus und erhob ihn 1874 in den Freiherrenstand.
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