"Entwurf einer Eingabe an die Gemeinde Vertretung der k. k., Reichs- Haupt und Residenzstadt Wien, behufs Inangriffnahme des Baues einer Bürgerschule in Hetzendorf". Aktenstück von Schreiberhand unterzeichnet von einem Oberkommissär Hermann, 3 1/2 Seiten, in-4, Wien, 13. 5. 1898. - Obwohl zur Errichtung einer Bürgerschule für die ehemaligen Gemeinden Hetzendorf und Altmannsdorf im 12. Wiener Gemeindebezirk bereits das Grundstück und die notwendigen Geldmittel vorhanden sind, "wird die Inangriffnahme dieses Schulbaues von Jahr zu Jahr verschoben. Daß durch die Verzögerung dieses Baues den Bewohnern dieses Bezirkstheiles in vieler Hinsicht Nachtheile erwachsen ist leicht nachzuweisen. Viele Bewohner von Hetzendorf resp. Altmannsdorf sind aus dem Grunde ... von hier weggezogen, und diese Fälle wiederholen sich jährlich. ... Schon seit Jahren wird von Seite der hiesigen Bevölkerung bitter empfunden, daß ihre Kinder, sobald sie das 5, Schuljahr absovirt haben vor die alternative gestellt sind, entweder in der 5. Classe der Volksschule durch 3 Jahre hindurch denselben Unterricht zu genießen, oder auf dem Wege nach der über eine halbe Stunde entfernten Bürgerschule zu Meidling ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Bekanntlich führen die Wege zwischen Altmannsdorf, Hetzendorf einerseits und Meidling anderseits zum größten Theile über freie Felder ... Ohne gerade das Schlimste ins Auge zu fassen - erscheint es passend, wenn Knaben und Mädchen in diesem Alter gemeinsam auf einsamen Wegen über freies Feld und durch das Gatterholz zur Schule wandern müssen? Aus demselben Grund sahen sich Famlien, die so vermögend sind, daß sie ihre Kinder per Bahn in eine Wiener Bürgerschule schicken könnten gezwungen, in die Stadt zu übersiedeln, sobald ihre Kinder die Volksschule absoviert hatten. Wer selbst einmal Zeuge war, welchen Belästigungen die Mädchen vonseite halbwüchsiger Burschen im Coupé ausgesetzt sind, wer mit eigenen Ohren gehört, in welch picante Dialoge oft ein solches Mädchen, das zuhaus nie ein zweideutiges Wort hörte, verwickelt wird, der muß jeder Mutter rechtgeben, die die geistige Ausbildung ihrer Tochter nicht um den Preis einer sittlichen Verderbniß erkaufen will ...". Es folgen kritische Bemerkungen zu den baulichen und sanitären Verhältnissen in den beiden heillos überfüllten Hetzendorfer Volksschulen. - Gebräunt und fleckig, kleine Bug- und Randmängel.
Beiliegend ein Schriftstück betreffend die Aufführung von Haydns "Schöpfung" im Hetzendorfer Casino, Februar 1901.
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