Zionismus - Wolffsohn, David (1855-1914)


Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 1 Seite, kl-4 (liniertes Papier), Eastbourne, 29. 4. 1910. - An Heinrich Steiner. "Sehr geehrter Herr Steiner / Ihre verschiedenen Briefe habe ich sämtliche zeitig erhalten. Ich danke Ihnen für alle Ihre intressanten Mitteilungen und bitte Sie, mich güt[igst] entschuldigen zu wollen, dass ich Ihnen erst heute antworte. Seit mehr als 2 Monaten bin ich fast immer auf Reisen und die wenigen Tage in Köln, reichten kaum, um nur die allerdringendsten Sachen zu erledigen; zum Schreiben kam ich fast nie. Es hat mir ausserordentlich leid getan, dass Sie soviel Ärger mit den Wiener Herren hatten. Sie sollten sich wirklich weniger daraus machen und sie einfach laufen lassen. Ich hatte schon eine langwierige Correspondenz mit der Gesellschaft, weil ich die Aufnahme des Beschlusses in der Welt verweigerte. Erst als sie die beleidigenden Stellen ausschalteten, nahm die Welt sie auf. Die einzige Möglichkeit wäre, dass Sie die Sache vor der Jahresconferenz, die Ende Juni in Berlin stattfindet, brächten. Diese könnte ein Schiedsgericht einsetzen. Ihren letzten Brief vom 23 aus Wien schicke ich an Herrn Kann der sich jetzt mit allen unseren finanziellen Angelegenheiten beschäftigt. Herrn Cowen habe ich Ihren Brief persönlich in London übergeben. Er entsinnt sich nicht mehr welche Vorschläge Sie ihm gemacht haben und will Ihnen direct schreiben. Ich bleibe in England bis zum 8tn Mai. Vielleicht werde ich anfangs Mai in Wien sein, dann könnten wir alles mündlich besprechen. Ich möchte auch gerne Ihre Eindrücke über Palästina hören -. Viele Grüsse von Ihrem ergebenen D. Woffsohn". - Fleckig und etwas knittrig, minimale Randmängel.

Der aus Russland stammende David Wolffsohn schloss sich in Köln der 1881 als Chowewe-Zion-Bewegung gegründeten ersten zionistischen Organisation an. 1896 lernte er Theodor Herzl persönlich kennen, wurde rasch sein Freund und wichtiger Mitarbeiter und begleitete ihn auf seinen Reisen; später wurde er Herzls Nachlassverwalter und folgte ihm 1907 als Präsident der Zionistischen Weltorganisation nach. Der Schriftsteller Heinrich Elchanan Steiner (Pseud. H. York und York-Steiner, 1859-1934) gehörte zum engeren Wiener Kreis um Herzl und spielte bereits beim 1. Zionistischen Weltkongress in Basel (1897) eine wichtige Rolle. Er bereitete damals auch die Herausgabe des im Brief mehrfach erwähnten zionistischen Zentralorgans "Die Welt" vor und entwarf auf Anregung Herzls den Davidstern als Logo dafür. Nach Differenzen mit der späteren Führung trat er 1911 aus der Zionistischen Weltorganisation aus, 1933 emigrierte er nach Palästina. Wolffsohns Freund Jacobus H. Kann war ein bedeutender Bankier und einer der ersten Anhänger Herzls in Holland; er war führend beteiligt an der schwierigen Gründung der Jüdischen Kolonialbank, über deren Leitung er später in eine heftige Auseinandersetzung mit Herzl geriet. Der Londoner Kaufmann Joseph Cowen (1868-1932) war ebenfalls ein Freund und Mitarbeiter von Theodor Herzl. - Briefe Wolffsohns sind von großer Seltenheit.

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