Autographen & Varia


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Andersen, Robin Christian, Maler (1890-1969)

Zwei ausführliche Briefe seines Schwagers Karl Bruha an den Künstler, einer davon auf Briefpapier der "Ausstellung des Sonderbundes deutsch-österreichischer Künstler" in der Kunsthalle Bern (vom 20. Februar bis Ostermontag 1921), zusammen 12 Seiten, quer-8 und kl-4, Oberönz, 18. 1. 1921 und 4. 4. 1921. - Der in der Schweiz lebende Briefschreiber betreute damals die hier ausgestellten Bilder Andersens sowie des mit ihm verschwägerten Malers Anton Faistauer (1887-1930); einzelne Passagen betreffen Familiäres. "Mein lieber Robin! ... Genf ... Bis jetzt habe ich vier Kritiken (Journal de Genève, Neue Zürcher Zeitung, Solothurner Zeitung, Berner Volkszeitung) aufgefischt, einige sind noch ausstehend ... Ob F[aistauers] Bild verkauft ist, weiß ich nicht. ... Von neuen Verkäufen ist noch nichts bekannt. Es ist schlechte Zeit in der Schweiz. Die Kataloge werden mit Hand verbessert vom Sekretariat aus. Druckfehler sind bei allen Gruppen, sogar bei den Schweizern - das diene dir zum Trost. ... Bern ... Damit wird wahrscheinlich nichts. Auf den euch eingeräumten Termin ist am Sonntag eine neue Ausstellung eröffnet worden. Amiet hat sich nicht mehr gemeldet - auch Kieser nicht. In Genf ist am Sonntag Schluß. Ich bin froh. Hoffentlich wird gut abgeräumt und verschlingen die Kosten nicht den Gewinn, den erhofften. Wenn nur nichts verlorengeht bei der ganzen Geschichte! ... F[aistauer] werde ich je ein Exemplar der Kritiken und einen Katalog senden. Diese Zuvorkommenheit begehe ich wegen dem Bild, daß(!) ich ihm nie bezahlen werde. / Was ich machen konnte, habe ich gemacht. Du weißt, daß ich Euch nur im Nebenamt vertrat; und so ist es eine respektable Leistung für vier Wochen. Wenn Bern doch noch zustande kommt, will ich es über mich ergehen lassen, wie ein Walzbruder einen Wolkenbruch ..." (Brief vom 18. 1. 1921). / "Mein lieber Bruder Robin! ... Nun ist die Ausstellung zu Ende. Materiell ist das Resultat ganz negativ. Hingegen war der moralische Erfolg größer wie in Winterthur und Genf. Das(!) nichts verkauft wurde ist nicht meine Schuld. Es wurde viel intrigiert und dagegen war nicht anzukämpfen. ... Es tut mir leid, daß ich den Check auf 1 Million Kronen, den zu senden ich nach der Ausstellung imstande zu sein glaubte, nicht senden kann. Und jetzt zum Schluß wird noch die ganze Sache mit Bern, die sich ganz glatt abgewickelt hatte, verdorben. Faistauer sendet komischerweise das Geld nicht, für welches ich Bürgschaft geleistet ... Ich schreibe heute noch an Faistauer, daß er umgehend an Dr. Kieser das Geld senden soll. Es ist doch lächerlich, es wurde ja zu diesem Zwecke gesandt. Seit Faistauer das Geld hat, schreibt er mir nicht mehr ... Ich bin durch sein Verhalten sehr beleidigt, vor allem weil ich annehmen muß, daß er durch die Kritiken, in denen er nicht als Herrgott gerühmt wurde ... verstimmt ist; er ... sitzt auf den 900 Franken, als ob es seine Bruteier wären. Unterdessen gehört nicht ein Centimes davon ihm. So eine dreckige Geldgier ist mir unbegreiflich ..." (Brief vom 4. 4. 1921). - Ausführlichere Transkription beiliegend; die Identifizierung des undeutlich signierenden Briefschreibers ist Herrn Dr. Franz Smola (Österreichische Galerie Belvedere) zu verdanken.

Andersen hatte 1909 zusammen mit Anton Faistauer, Anton Kolig, Franz Wiegele und Egon Schiele aus Protest gegen den konservativen Kunstbetrieb die "Neukunstgruppe" gegründet. 1913 heiratete Faistauer seine Schwester Ida. 1918 wurde Andersen Sekretär des "Sonderbundes", in dem sich die Maler der "Kunstschau" zusammengefunden hatten. Weiterlesen

Bestellnummer 1803-6
€ 450,-


Bakst, Léon, Maler, Bühnen- und Kostümbildner (1866-1924)

Eigenhändige Briefkarte mit Unterschrift, quer-12, Paris (112 Boulevard Malesherbes), 29. 8. 1922. - Ersucht einen Mitarbeiter des Schweizer Magazins "L'Illustré", seinen Chef zur raschen Überweisung eines Honorars zu drängen. "Cher Ami, ne pouvez-vous pas presser votre directeur de l'Illustré pour qu'il m'envoie le montant pour la couverture, car je profiterais de la baisse du franc maintenant! Je vous ai envoyé le reçu, l'avez-vous en? Je vous expedie ces jours le souvenir pour vous et a bientot, cher ami, votre cordialement Bakst".

Nach einem abgebrochenen Kunststudium in seiner Heimatstadt Grodno zog der als Leib-Chaim Israilewitsch Rosenberg aufgewachsene russische Maler 1893 nach Paris, wo er zum Kreis der Schriftsteller und Künstler um Sergei Pawlowitsch Djagilew und Alexandre Benoîs stieß und mit ihnen die einflussreiche Zeitschrift "Mir iskusstva" (Welt der Kunst) gründete. Ab 1909 arbeitete er überwiegend für die Bühne, wobei ihm vor allem seine farben- und formenreichen, vom russischen Symbolismus beeinflussten Ausstattungsentwürfe für die "Ballets Russes" internationale Anerkennung brachten; an der Gründung dieses bedeutenden Ballettensembles hatte er wesentlichen Anteil. Bakst war auch als Illustrator für Zeitschriften tätig und schuf etwa Titelbilder für die hier erwähnte "L'Illustré", die seit 1921 in Lausanne erschien. An der Adresse 112 Boulevard Malesherbes logierten mehrere Künstler und Künstlerinnen, teilweise in Wohngemeinschaften. Weiterlesen

Bestellnummer 2305-5
€ 650,-


Brauer, Arik, Maler (1929-2021)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, in Blockschrift mit rotem Kugelschreiber auf dünnem Seidenpapier, 1 Seite, quer-gr-8, Paris, 16. 10. 1962. - "Lieber Laszlo! Habe einige Monate in Israel verbracht. Bitte sei so gut und bringe mir wenn Du nach Paris kommst meine Bilder mit. 'Rakete' 'Arbeit am Fluss' 'Miriam'. Das Bild 'Salomom(!) mit Blume' gebe ich Dir im Sinne unserer Abmachung, ich denke du hast es gerne. Viele Grüsse - alles Gute Dein Brauer".

Der vielseitige österreichische Künstler Arik (eigentlich Erich) Brauer, der sich unter anderem auch als Sänger und Tänzer betätigte, zählt zu den Hauptvertretern der Wiener Schule des phantastischen Realismus. Der vorliegende Brief stammt aus seinen Pariser Bohème-Jahren, in denen er erstmals mit seinen Bildern Erfolg hatte, und ist vermutlich an den ungarisch-schweizerischen Kunsthändler, Sammler, Psychoanalytiker, Autor und Holocaust-Überlebenden Carl Laszlo (1923-2013) gerichtet. Weiterlesen

Bestellnummer 2209-10
€ 240,-


Faistauer, Anton, Maler und Graphiker (1887-1930)

Eigenhändiger Brief mit kleiner Federzeichnung (Selbstporträt als Soldat) und Unterschrift "Papa", 2 Seiten, kl-4, ohne Ort und Datum (Salzburg, Ende August oder Anfang September 1916). - An seine Familie. "Liebste Mama u. Peter Paul, Ich habe deine beiden Zigaretten-Sendungen u. auch augenblicklich das Paket erhalten u freue mich daß du so fürsorglich für mich bist. Ich bin gestern in die Barake eingezogen bekam aber die Erlaubnis heraußen zu schlafen u. hoffe des weitern die definitive Erlaubnis hiezu zu bekommen. Am meisten wohl ists mir recht wegen des Ungeziefer das mich nicht schlafen läßt. Somit geht es mir gar nicht so schlecht mehr. Heute bin ich schon uniformiert worden u fühle mich gar nicht so schlecht in den Soldatenkleidern. Ich habe auch hier wieder Collegschaft gefunden. Die Angelegenheit mit dem Pressequartier hat augenblicklich ein wenig Zeit. Auch möchte ich gerne warten bis in die Kriegslage eine Klärung u. gewisse Richtung kommt. Ich bin dort nicht viel besser dran als augenblicklich hier. Das werde ich übrigens mit dir mündlich besprechen, wenn du Sonntag kommst. Petzi nimm wohl nur bei gutem Wetter mit. u. fahre gleich ins Hotel Bristol. Hier wird man dir den Weg zu den Baraken zeigen od. auch bin ich da dich zu erwarten. Bis dahin kann ich auch schon besser saludieren u. habe hoffentlich Zeit genug für Euch. Im ganzen geht es hier in der B. bedeutend gemütlicher zu als beim Feldheer. Brauchst dich gar nicht sorgen um mich. Ich strecke mich nach der Decke so weit's geht. Gelegenheit zur Verbesserung meiner Situation wird auch kommen. Vergiß, wenn Petzi kommt den Kautschuck nicht. Magda hat ein Kind bekommen einen - Peter! Ich hab sie noch nicht gesehen da sie im Sanatorium ist. Ich muß jetzt in der(!) Barak laufen. Da ich heraußen essen durfte. Petzi umarme ich u sage ihm daß ihn der Papa sehr lieb hat u sich freut wenn er mitkommt. Ich küsse Euch beide recht herzlich. Wenn du an Frau Reichel Arenbergschlössel, Arenbergstrasse 1 Kilo Mehl u. 1/2 Butter schicken kannst, so tu's, wenn nicht geht dann nicht. Ich hab nichts versprochen, aber schon 2 mal dort gegessen. Lebt wohl auf Wiedersehen / Brief Hotel od. Einj Freiw. Inf. Reg 59 Ersatzkomp. 9 Barake 11 / Euer treuer Papa". - Geringfügig knittrig, kleiner Einriss am oberen Rand; die Federzeichnung etwas durchschlagend.

Das k.u.k. Infanterieregiment "Erzherzog Rainer" Nr. 59 war während der Zugehörigkeit des Landes Salzburg zur österreichischen Monarchie (1816-1918) das Salzburger Hausregiment. Seit 1899 in der neuerbauten Kaserne in Salzburg-Lehen untergebracht, wurde es im August mobilisiert und war dann mit etlichen militärischen Aktionen am Ersten Weltkrieg beteiligt. Faistauer machte ab 28. August 1916 bei der in Garnison gebliebenen Ersatzkompanie Dienst ohne Waffe, bis er im Juli 1917 vom Heeresmuseum "zur besonderen Verwendung" übernommen wurde. Dort organisierte er gemeinsam mit Egon Schiele Kriegsbilderausstellungen und konnte sich künstlerisch wieder frei entfalten. Weiterlesen

Bestellnummer 2403-29
€ 860,-


Geiger, Willi, Maler und Graphiker (1878-1971)

Drei eigenhändige Briefe mit Unterschrift "Willi" auf der Rückseite von drei farbigen Ölkreidezeichnungen, je 1 Seite, quer-4, Feldwies, 13. 8. u. 13. 9. 1962, und München, 10. 11. 1962. - Altersbriefe an die Freunde Robby und Lisl Bierlein in München. Berichtet unter anderem von seinem jährlichen Sommeraufenthalt in einem Bungalow am Chiemsee und klagt über Gesundheitsbeschwerden. "... Es gab mancherlich in dem alten Haus in Rechte zu bringen aber trotz dieser Arbeiten komme ich zum Malen. Der Verleger Gurlitt möchte von mir Lithographien zu Gedichten von Francois Villon u. so werde ich nach längerer Pause wieder etwas Graphik machen. ... ich habe abends die Rehe dicht vor dem Haus. Das Wetter ist herrlich hochsommerlich u. ich hoffe daß es durchhält bis zu meinem 84. Geb[urts]tag. ..." (13. 8.). - "... Der Herbst hier ist anhaltend schön und es sieht so aus als könnte ich noch längere Zeit in Feldwies verweilen. Auch die Arbeit geht gut von statten nur das miserable rechte Bein gibt keine Ruhe. Seit ein paar Tagen ist etwas Lärm im Haus - es ist in der Küche u. am Dach allerhand zu erneuern. Da wäre es mir sehr gelegen wenn du mir den Rest (M 400) gleich anweisen läßt weil die Leute hier nicht gerne warten ..." (13. 9.). - "... ich hatte 3 sehr schöne Monate in Feldwies und war sehr fleißig, aber die feuchte Luft am Chiemsee ist meinem rechten Bein nicht gut bekommen. Ich habe viel Schmerzen beim Gehen und reagiere peinlich auf jeden Wetterwechsel. Aus diesem Grund ist meine Bewegung auf die Wege von zu Haus in das Atelier u. zurück beschränkt ..." (10. 11.). *** Three oil pastel drawings with autograph letters by the German painter and illlustrator.

Der aus Landshut stammende und vor allem in München wirkende Willi Geiger war ein frühes Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und gilt als bedeutender Exlibriskünstler des Expressionismus. Bereits 1919 hatte die Berliner Gurlitt-Presse den erotischen Privatdruck "Gilles des Rais" mit 15 Lithographien Geigers herausgebracht. Unsere farbkräftigen, expressiven Skizzen zeigen Blumen in einer Gebirgslandschaft mit Sonne, ein florales Stillleben sowie eine Szene mit Vögeln und antiken Überresten am Wasser; ihre dekorative Wirkung wird durch die briefbedingte Faltung kaum beeinträchtigt. Weiterlesen

Bestellnummer 2109-27
€ 650,-


Hausner, Rudolf, Maler (1914-1995)

Porträtfoto (Aufnahme Stefan Adam, Frankfurt) mit eigenhändigem Namenszug auf der Bildseite, 23 x 17 cm, ohne Ort und Jahr (wohl um 1975). - Beiliegend eine bildseitig signierte farbige Reproduktion eines seiner "Adam"-Bilder, 10 x 16 cm (kleine Mängel).

Hausner war ein bedeutender Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. 1957 entstand sein erstes Adam-Bild, das er immer wieder variierte. Weiterlesen

Bestellnummer 2105-35
€ 160,-


Kokoschka, Oskar, Maler (1886-1980)

Eigh. Kunstpostkarte mit Unterschrift, Poststempel Montreux, 13. 3. 1967. - An den Kunsthistoriker und Verleger Ludwig Goldscheider in London. "Liebster Herr Dr. Ludwig hoffentlich sind Sie wieder gesund?! Bitte Sie müssen ganz gesund werden, gehen Sie nach Tunesien in die Sonne! Hier gießt es Tag und Nacht seit unserer Rückkehr, bin verzweifelt, kann gar nichts machen. Grüssen Sie die Tochter herzlich und seien Sie umarmt von Ihrem immer ergebenen O. Kokoschka". - Minimaler Einriss am unteren Rand.

Nach Jahren des Exils in Prag und England lebte Kokoschka seit 1953 im schweizerischen Villeneuve bei Montreux. Der österreichische Kunsthistoriker Dr. Ludwig Goldscheider (1896-1973) war Mitbegründer des Phaidon-Kunstverlags. 1938 nach London emigriert, führte er den Verlag dort weiter und veröffentlichte 1963 in Zusammenarbeit mit Kokoschka eine Monographie über den Künstler, die mehrere Auflagen und Übersetzungen erlebte. Die Karte zeigt Kokoschkas 1946 entstandenes Aquarell "Lobster" in der Cecil Higgins Art Gallery in Bedford. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-42
€ 400,-


Kokoschka, Oskar, Maler (1886-1980)

Beidseitig beschriebene eigenhändige Ansichtskarte in etwas fehlerhaftem Englisch mit Paraphe "OK", Hotel Regina (Venedig), 17. 7. 1948. - An Lea Bondy-Jaray in London. "My dear Mrs. Bondi / The missing drawings must still be at Zürich, Kunsthaus. Unfortunately not all your drawings where shown at Amsterdam, which I myself did not know as I had nothing to do with the arrangment or selection of Dr. Sandbergs show. Please get in touch with Dr. Wartman I shall do the same. Weather is awfull here, health worse. Kindest regards from us both. Above my modell which eternally is shrowded in clouds - burst and thunder and ligthnings. Yours OK."

Die österreichische Galeristin und Kunstsammlerin Lea Bondi-Jaray (1880-1969), die unter anderem Egon Schieles Gemälde "Wally" besaß, emigrierte nach dem Anschluss nach England; die von ihr geführte Galerie Würthle wurde arisiert. 1943 übernahm sie gemeinsam mit Otto Brill die St. George's Gallery in Mayfair, die rasch zu einer Anlaufstelle für deutschsprachige Emigranten wurde. Der Graphiker, Typograph und Designer Willem Sandberg (1897-1984) war von 1945 bis 1962 Direktor des Amsterdamer Stedelijk Museums und organisierte dort im Herbst 1947 eine Kokoschka-Ausstellung. Wilhelm Wartmann (1882-1970) leitete von 1909 bis 1949 das Kunsthaus Zürich. Die auf der Ansichtskarte gezeigte Basilika Santa Maria della Salute in Venedig wurde von Kokoschka mehrfach gemalt; "regards from us both" bezieht sich auf Olda, die Frau des Künstlers. Weiterlesen

Bestellnummer 2403-51
€ 750,-


Kubin, Alfred, Graphiker (1877-1959)

Eigenhändige Postkarte mit Unterschrift "Alfred" und aufgeklebter kleiner Federzeichnung einer Ente, Wernstein am Inn (Adress-Stempel), undatiert (Poststempel unleserlich, nach Frankatur und Inhalt etwa Jahreswechsel 1921/22). - An Marianne Grafe in Wien: "Meine liebe Marianne - Große Freude und Überraschung über dein Packel die süssen und wollenen Dinge für Ö M. u. die Hand [kleine Skizze] Mädchen werden noch danken - - Ich wußte daß du an mich nett denken wirst, - Felix avisirt Brief und ich hoffe ihn jetzt abzuholen denn ich gehe dann auf die Post. Mir gehts gut eine Last von Büchern brachte das Christkind. - und von Morgenstern ein grüner Tschamper so daß ich wie ein Grasfrosch diese Tage herumstolzirte. Sehr mit Briefen, mit Arbeit überlastet. - Und so schließe ich in Hetz und Eile denn ich bringe Schmitz zur Bahn. Alles Gute für Euch beide Alfred". - Anschriftsseite leicht fleckig; Lesung stellenweise unsicher.

Die Briefempfängerin Marianne Grafe geb. Weil dürfte vor 1915 in einer Liebesbeziehung zu Alfred Kubin gestanden sein, ehelichte dann aber den Lyriker und Übersetzer Felix Grafe (eigentlich Felix Löwy, 1888-1942), von dem sie sich 1927 wieder scheiden ließ; später heiratete sie einen Herrn Haeutler. Kubin fertigte für das Ehepaar Grafe ein Exlibris an und schickte Marianne weiterhin Aquarelle, Zeichnungen und Briefe sowie Postkarten mit kleinen Skizzen. Felix Grafe wurde in der NS-Zeit ein antifaschistisches Gedicht für eine illegale kommunistische Zeitschrift zum Verhängnis: er wurde wegen Zersetzung der Wehrkraft und Vorbereitung zum Hochverrat im Wiener Landesgericht hingerichtet. Kubin schuf daraufhin eine Zeichnung "In memoriam Felix Grafe", die er sowohl in Bleistift wie in Tusche ausführte; die Fassung in Tusche trägt die Widmung "'Für Marianne, von Alfred zum Gedächtnis an meinen Freund und Sammler den Dichter Felix Grafe hingerichtet in Wien am 18. Dez 1942". - Morgenstern: der Tuchfabrikant und Sammler Max Morgenstern (1883-1946), einer der frühesten und bedeutendsten Förderer Kubins; Schmitz: Kubins Schwager und oftmaliger Reisegefährte, der Schriftsteller Oscar A. H. Schmitz (1873-1931). Weiterlesen

Bestellnummer 2403-53
€ 850,-


Landgrebe, Erich, Schriftsteller und Maler (1908-1979)

Eigh. humoristische Zeichnung (Feder und Buntstift) mit Widmung und Unterschrift, kl-4, August 1976. - Faltspuren.

Selbstkarikatur als Trinker. Weiterlesen

Bestellnummer 1609-58
€ 85,-


Liebermann, Max, Maler und Graphiker (1847-1935)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 2 Seiten auf Doppelblatt, in-8, Berlin, 16. 3. 1911. - "Sehr verehrter Herr Geheimrath, ich danke Ihnen verbindlich für Ihren so überaus liebenswürdigen Brief. Es ist ein höchst precäres Unternehmen Porträts von Verstorbenen malen zu wollen, zumal wann das betr. Material unzureichend ist: deßhalb freut es mich doppelt, daß meine Arbeit Sie befriedigt. Ihre Anerkennung gereicht mir zu größter Genugthuung und entschädigt mich vollauf für die aufgewandte Mühe. Mit Recht bedauert Göthe die armen Porträtmaler, die ihre Auffassung der dargestellten Persönlichkeit mit der, welche der Beschauer sich von ihr gemacht hat, in Einklang bringen sollen: was natürlich nur im seltensten Falle glückt. Wenn Sie, wie Sie schreiben, sich immer mehr in meine Darstellung hineinleben, so hat meine Arbeit ihr Ziel erreicht. Mit freundlichen Grüßen Ihr sehr ergebener Max Liebermann".

Schöner Künstlerbrief. Max Liebermann zählt mit Lovis Corinth und Max Slevogt zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Als Präsident der Berliner Secession förderte er gegenüber zeitgenössischen reaktionären Tendenzen den künstlerischen Aufbruch in die Moderne. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-50
€ 950,-


Makart, Hans, Maler (1840-1884)

Eigh. Brief mit Unterschrift, 3 Seiten, kl-4, Wien, 21. 7. 1874. An eine Dame. "Geehrte gnädige Frau, Sie haben mir durch die Übersendung der schönen Photographie eine unendliche Freude bereitet und ich hätte schon längst dafür gedankt, aber ich wollte zugleich eine Photographie des Ateliers mitübersenden deren Anfertigung jedoch einige Zeit erforderte. Ich bitte Sie nun beides entgegen nehmen zu wollen in der freudigen Erwartung, mein Atelier durch Ihre Gegenwart bald verherrlicht zu sehen und mir dann Gelegenheit zu geben meine künstlerischen Bestrebungen durch die Erlaubniß, Ihr mir unvergeßliches Bild auch der Zukunft zu erhalten, zu fördern, in welch freudiger Erwartung ich verbleibe Ihr Sie innigst verehrender Hans Makart." - Mit gedrucktem Monogramm KM (oder MK). Etwas fleckig (die letzte leere Seite stärker).

Briefe Makarts, der als maßgeblicher Repräsentant des österreichischen Historismus und der Wiener Gründerzeit gilt, sind selten. Weiterlesen

Bestellnummer 2001-53
€ 650,-


Modersohn, Otto, dt. Maler (1865-1943)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 1 Seite, kl-4, Worpswede, 26. 2. 1916. - An Frido Witte. "Werther Herr Witte! Besten Dank für Ihre freundlichen Wünsche zu meinem Geburtstage, der wie ich aus Ihren Zeilen sehe auch der Ihre ist, warum ich mich beile, Ihnen meinerseits alles erdenkliche Gute zu wünschen: möchten Sie bald zu den Werken des Friedens zurückkehren können, das ist wohl der Wunsch, der uns alle beseelt. Wie Sie am Poststempel sehen, sitze ich wieder in Worpswede und zwar seit Herbst vorigen Jahres; Fischerhude hatte bei all seiner Schönheit doch einige große Nachtheile. - Augenblicklich ist H. Vogeler für 3 Wochen hier auf Urlaub, es geht ihm sehr gut. Mit den besten Grüßen, auch von m[einer] Frau bleibe ich Ihr ergebener Otto Modersohn." - Rückseitig nicht störender Schriftabklatsch.

Modersohn gehörte zu den Mitbegründern der Worpsweder Künstlerkolonie und wurde einer der bekanntesten deutschen Landschaftsmaler. Nach dem frühen Tod seiner zweiten Frau, der Malerin Paula Modersohn-Becker (1907) übersiedelte er in das nur wenige Kilometer entfernte Dorf Fischerhude, wo sich um ihn die Malergruppe "Junge Wilde von 1911" bildete; ab 1909 war er mit der Sängerin und Malerin Louise Modersohn-Breling, genannt Lolo, verheiratet. Der Maler, Architekt und Kunstgewerbler Friedrich Wilhelm (Frido) Witte (1881-1965) war häufig in Worpswede zu Gast; während des 1. Weltkriegs leistete er Kriegsdienst in Kiel und Flandern. Der vielseitige Maler, Graphiker, Designer und Schriftsteller Heinrich Vogeler (1872-1942) gehörte ebenfalls zur ersten Generation der Künstlerkolonie Worpswede. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-57
€ 560,-


Overbeck, Friedrich, Maler (1789-1869)

Schluss eines Briefes mit eigh. Unterschrift, von anderer Hand datiert 1841, 6 x 21 cm. - "Das mein Theurer! sind die aufrichtigen Wünsche die ich Dir von ganzem Herzen sowohl nachträglich zur lieblichen Weyhnachtsfeyer, als zum bevorstehenden Jahreswechsel und Deinem nahen Geburtstage darbringe und mit denen ich in unveränderlicher Liebe verbleibe Dein dankbarer und zärtlicher Bruder Friedrich Overbeck." - Kleines Papiersiegel.

Vermutlich an ein Mitglied des sogenannten Lukasbundes gerichtet. Overbeck lebte seit 1810 als Führer der Nazarener in Rom. - Beiliegend ein reproduziertes Porträt des Künstlers. Weiterlesen

Bestellnummer 1903-34
€ 260,-


Romako, Anton

Eigh. Brief mit Unterschrift, 1 Seite, in-8, Rom, "Samstag" (um 1860). - An einen Baron. "... Wollen Sie uns das Vergnügen machen und Sonntag den 4. um 7 Uhr abends bei uns speisen / Ihr ganz ergebenster A. Romako". Beiliegend ein Billet mit einem an Romako gerichteten 6-zeiligen Gedicht seines Malerfreundes Major Franz Kühlen, Rom, 3. 1. 1860. - Der Außenseiter der Wiener Ringstraßenepoche lebte von 1857 bis 1876 in Rom, wo er eine Zeitlang als Porträtist und Genremaler erfolgreich war. - Sehr selten.

Zu Franz Kühlen siehe Thieme-Becker 22, 56. Sein Gedicht lautet: "An Romako. / So ist's ein ernstes, lustig Streben: / 'Das was man malt, muß man auch leben / Und auch das Leben recht genießen / Aus dem uns reine Freuden sprießen'; Drum lebe, male, immerfort / Es gelingt dir beides, auf mein Wort." Weiterlesen

Bestellnummer 1701-66
€ 600,-


Rouault, Georg, Maler und Graphiker (1871-1958)

Eigenhändiger Brief mit Paraphe "GR", 3/4 Seite, kl-4, ohne Ort und Datum (um 1925?). - In Eile geschriebener Brief mit einzelnen Korrekturen. "Cher monsieur, I. il y a quelques polémiques à propos de la publication en Mai de vos lithos. Je n'ai pas le temps de v[ou]s en causer ces a fond mais dites bien n'est-il pas vrai c'est la verité que je n'ai jamais voulu de date et qu'il ya plus trois ans que je vous avais promis - ceci repetéz le comme moi je le fais. II. Arrangez vous avec la destinataire qui v[ou]s remettra ce qui est convenu pour echange. En hâte - meilleur souvenir GR". - Papier gebräunt.

Neben seiner Tätigkeit als vielseitiger Maler und Illustrator arbeitete Rouault unter anderem auch als Ausstatter für die "Ballets Russes" und war außerdem als Drucker tätig. Weiterlesen

Bestellnummer 1703-73
€ 550,-


Schnorr von Carolsfeld, Julius, Maler (1794-1872)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift ("Julius Schnorr"), 2 Seiten, in-8, Wien, 3. 11. 1815. An seine Schwägerin Karoline, Ehefrau seines Bruders Ludwig Ferdinand, betr. seinen damals in der österr. Armee dienenden Bruder Eduard. "Liebe Caroline! Dießmahl werden Sie wohl mit wenigen Zeilen vorlieb nehmen müßen, nicht so wohl weil ich zu wenig Zeit habe Ihnen viel zu schreiben als weil ich nicht recht weiß was ich schreiben soll. Daß ich Sie lieb habe, daß ich wünsche Sie mögen bald wiederkommen, habe ich schon zur Genüge gesagt, und so ist's mit den meisten andern Sachen, nun aber doch Eines das Ihnen neu ist, Eduard nehmlich, den das Schiksal bis jetzt so wunderbar an Wien gefeßelt hatte, ist gestern früh abmarschirt. Nicht aber nach Frankreich oder Italien, sondern nur (vor der Hand) nach Iglau. Der eigentlich geheim gehaltene aber uns bewußte Zweck seiner Sendung ist dieser. Schon seit langer Zeit hält sich einige Tagereißen von hier ein gewißer Grasel mit einer ansehnlichen Bande bald da bald dort auf, beunruhigt zum wenigsten die Reisenden bestiehlt und mordet aber nicht selten, und wenn man Gerüchten trauen könnte, so beraubt er Kirchen und Klöster, reiche Gutsherrn und Verwalter aber nun ganz gewiß, auch ist dieser Grasel incognito schon hier und aller Orten geweßen und soll die pfiffigsten Streiche nach Art der Schinderhänse, der schwarzen Peter der bairischen Hiesel und Consorten begehen. Um nun diesen(!) schon lange beunruhigenden Unfug wo möglich Einhalt zu thun sind also 2 Compagnien Infanterie (Eduard hat eine davon unter sich) nebst Cavallerie von hier abgezogen (außer den gewißen von anderen Orten schon ausgesandten Truppen.) Einige andere Officire hatten zu diesem Zug keine Lust und stellten sich krank, Eduarden scheint es aber sehr angenehm zu seyn. Das Ding kann spaßhaft seyn aber auch leicht gefährlich, strapazierlich aber auf jeden Fall vorzüglich bey der nun eingetreten[en] rauhen und naßen Witterung. Der Himmel geleite unsern guten Eduard überall, er schütze ihn und laße seinen Plan gelingen dem Bösewicht zum Schaden den(!) beunruhigten Bürger und Bauer zum Frommen und ihm und uns zur Ehr ... ". - Etwas stockfleckig, unbedeutende kleine Randmängel.

Die drei Malerbrüder Ludwig Ferdinand (1788-1853), Eduard (1790-1819) und Julius Schnorr v. C. lebten und studierten damals alle in Wien; Julius, der künstlerisch bedeutendste von ihnen, ging 1817 nach Italien und schloss sich den Nazarenern an. Der berüchtigte Räuberhauptmann Johann Georg Grasel (Grasl), ein desertierter Soldat, wurde zwei Wochen später, am 19. 11. 1815, in einem Wirtshaus bei Mörtersdorf (nördl. von Horn) überwältigt und verhaftet; sein Prozess dauerte mehrere Jahre. Am 31. 1. 1818 wurde Grasel am Glacis vor dem Neutor in Wien gehängt. Die Legende machte aus ihm einen edlen Räuber, der nur Reiche bestahl, um den Armen helfen zu können. Die ebenfalls volkstümlichen und literarisch verewigten Räubergestalten Matthias Klostermeier ("bayrischer Hiesel") und Johann Bückler ("Schinderhannes") waren 1771 bzw. 1803 hingerichtet worden; ein Kumpan des Schinderhannes, Peter Petri d. Ä., genannt "der alte Schwarze Peter", erfand vermutlich das gleichnamige Kartenspiel. Weiterlesen

Bestellnummer 2003-80
€ 1200,-