Schebek, Edmund, Musikschriftsteller (1819-1895)
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 3 Seiten (inkl. Anhang), kl-4, Prag, 18. 6. 1874. - An Franz Liszt in Rom, dem Schebek einen von ihm verfassten biographischen Beitrag über den Komponisten Johann Jakob Froberger übersendet. "Verehrungswürdigster Herr! Der Zufall spielte mir zwei Briefe der Herzogin Sibylla von Würtemberg in die Hand, die mir für die Feststellung der Biographie Joh. Jac. Frobergers von Wesenheit schienen, daher ich mich veranlaßt fand, dieselben begleitet von anderen mir zugänglichen Daten über sein Leben der Öffentlichkeit zu übergeben. Da Froberger nicht bloß zu den ältesten Vertretern Ihrer Kunst gehört, sondern allem Anscheine nach zugleich in der Compositionsweise seiner Zeit weit vorangeeilt ist und überhaupt eine bedeutendere Stellung in der Kunstgeschichte verdient, als man ihm bisher eingeräumt hat, so würde es mich ungemein freuen, wenn dem seinem Andenken geweihten Büchlein die Ehre beschieden wäre, auch der Aufmerksamkeit des Großmeisters der Kunst des Clavierspieles in unserer Zeit theilhaftig zu werden. Ich nehme mir daher die Freiheit, selbes Ihnen mit der Bitte zu übereichen, es hochgeneigter Annahme und Einsicht würdigen zu wollen. Insbesondere erbitte ich Ihre Aufmerksamkeit für das Verzeichniß der Werke, weil darin mehrere vorkommen, die in den biographischen Lexiken bisher nicht erwähnt erwähnt wurden, die aber wohl schon wegen ihres aus den Titeln ersichtlichen descriptiven Charakters mit Rücksicht auf die Zeit, in welcher sie entstanden, der Erachtung werth sein dürften. Daß übrigens meine auf den um 28 Jahre früheren Tod des Meisters gestüzte Annahme rücksichtlich der Zurückdatirung seiner Lehrzeit und seiner Anstellung als kais. Kammerorganist sich bestättiget, belieben Hochdieselben gütigst aus dem nebenstehenden Auszuge eines Schreibens zu ersehen, welches ich eben von H. Moritz Fürstenau, Privatbibliothekar Sr. Majestät des Königs von Sachsen erhalte. In der Hoffnung auf wohlwollende Entschuldigung meines Herandrängens verharre ich in tiefster Verehrung ergeben Edmund Schebek." (Es folgt der erwähnte Auszug mit Angaben zu Leben und Werk Frobergers). - Etwas gebräunt und fleckig, zwei Einrisse im Bug.
Der aus Halle an der Saale stammende Komponist Froberger (1616-1667) wirkte unter Kaiser Ferdinand II. zeitweilig als Organist am Wiener Hof und erhielt zuletzt eine Anstellung bei der musikbegeisterten Herzogin Sibylla von Württemberg-Mömpelgard. Sein umfangreiches Instrumentalwerk, das wesentlich zur Weiterentwicklung der Suitenform beitrug, ist aufgrund der schwierigen Quellenlage bis heute nicht vollständig bekannt. Der als Beamter, Historiker und Musikschriftsteller tätige Edmund Schebek (auch Schebeck oder Schöbeck) besaß eine Sammlung von Streichinstrumenten sowie eine prachtvolle Autographensammlung, unter anderem mit Werken Beethovens; seinen Aufsatz "Zwei Briefe über J. J. Froberger" (das Büchlein liegt im Original nicht bei) veröffentlichte er 1874 in Prag im Eigenverlag. Der gefeierte Komponist und Pianist Franz Liszt (1811-1886) verbrachte seinen Lebensabend abwechselnd in Rom, Budapest und Weimar.
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